Geschichte
Die Wapen von Hamburg (III) aus dem
Jahr 1722 war ein hamburgisches Konvoischiff. Sie wurde von der
Hamburgischen Admiralität und der Hamburgischen Kaufmannschaft in
Auftrag gegeben und hatte die Aufgabe, Schiffskonvois zu Hamburgs
Übersee-Handelspartnern zu begleiten und vor feindlichen Angriffen
oder Überfällen von Korsaren bzw. Piraten zu beschützen.
Geschichtlicher Hintergrund
Hamburg gewann nach dem Machtverfall der Hanse im 16. Jahrhundert
zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung. Durch Zuwanderung und damit
verbundenem Zugewinn an Handelspartnern wuchs die Freie Reichsstadt
Hamburg Mitte des 17. Jahrhunderts neben London und Amsterdam zu
einem der wichtigsten städtischen Handelszentren, heute durchaus
vergleichbar mit einer Global City, heran, deren Handelsbeziehungen
sich von Grönland bis ins Mittel- und Weiße Meer erstreckten.
Wichtigste Anlaufpunkte waren dabei die Iberische Halbinsel,
England, die Niederlande, das nördliche Eismeer (mit Bezug zum
Walfang) sowie Archangelsk.
Die Ausweitung der Handelsbereiche wie auch die gewaltsame Weitung
des Einflussbereiches des Christentums insbesondere im
Mittelmeerraum führten zwangsläufig zu Konfrontationen, die
schließlich auch verlustreiche Überfälle durch muslimische Korsaren
nach sich zogen. Diese operierten mit ihren Schiffen von den
Barbareskenstaaten aus und setzten den schwerfälligen und oftmals
nahezu wehrlosen Händlerkonvois, bestehend in der Regel aus 20 bis
50 Händlerschiffen, schwer zu. Selbst eine Ausstattung von
Händlerschiffen mit Kanonen (sog. bewaffnete Handelsschiffe) konnte
daran nicht viel ändern, da die ladungsbedingte Schwerfälligkeit
blieb. Die Schiffe wurden als Prisen genommen, die Ladungen
beschlagnahmt und die Schiffsbesatzungen oftmals versklavt oder bis
zur Zahlung eines Lösegeldes unter schlimmsten Bedingungen
festgesetzt. Zum Rückkauf der eigenen in Gefangenschaft geratenen
Kapitäne und Steuerleute riefen Schiffer und Steuerleute die "Casse
der Stücke von Achten" ins Leben, eine Lösegeldversicherung, die als
Basis für Lösegeldzahlungen diente. Damit auch diejenigen
zurückgekauft werden konnten, die sich Beiträge in diese
Versicherung nicht leisten konnten, wurde 1623 die Sklavenkasse
gegründet, die sich aus Pflichtbeiträgen von Reedern und
Schiffsmannschaften sowie Zuschüssen aus staatlichen Organisationen
und der Admiralitätssteuer zusammensetzte. Da die Gelder aber nicht
ausreichten, wurden auch in den Kirchen Sammelbecken aufgestellt und
zudem Haussammlungen organisiert.
Im Verlauf des 17. Jahrhunderts weiteten die Korsaren ihren
Operationsradius schließlich sogar vom Mittelmeer über Gibraltar und
den Ärmelkanal hinaus bis zur Elbmündung aus, nachdem England,
Frankreich und die Niederlande von 1665 bis 1687 versuchten, den
Überfällen mit Strafexpeditionen entgegenzutreten, da auch diese
Nationen mit empfindlichen Verlusten durch Korsarenangriffe zu
kämpfen hatten. Als Folge der Weitung des Operationsgebietes der
Korsaren geriet die Versorgung Hamburgs vom Seewege aus teilweise
ins Stocken, so dass es phasenweise in der Stadt sogar zu
Warenengpässen kam. Zudem wurden auch vermehrt christliche
kriegsführende Nationen zum wirtschaftlichen Problem für Hamburg. →
siehe hierzu die Hauptartikel:
Pfälzischer Erbfolgekrieg (1688–1697)
Englisch-Spanischer Krieg (1727–1729) und
Österreichischer Erbfolgekrieg (1740–1748)
So entsandte Frankreich von Dünkirchen aus vermehrt Kaperschiffe, um
die hamburgischen und niederländischen Grönlandfahrer, die Waren aus
dem Wal- und Robbenfang transportierten und in Hamburg verarbeiteten,
abzufangen. Auch andere Betroffene wie die Nationen Niederlande,
England, Frankreich, Norwegen, Dänemark, aber auch die Hansestadt
Bremen und Brandenburg-Preußen hatten auf ihren Handelsrouten mit
Piraterieproblemen zu kämpfen und gewährten als Gegenmaßnahme ihren
Händlern Geleitschutz durch eine Begleitung der Händlerkonvois mit
Kriegsschiffen.
Hamburgs Machthaber wollten sich ihre wichtige Stellung im
internationalen Handelsgeschehen möglichst nachhaltig sichern und
entschlossen sich somit, ebenfalls ihre Händlerkonvois zu beschützen
und einen Geleitschutz durch die sogenannten Konvoischiffe („Convoyer“)
zu organisieren. 1623 wurde zudem eigens die Hamburgische
Admiralität gegründet, die sich für den Bau, Ausrüstung und
Unterhalt dieser Schiffe verantwortlich zeichnete. 1665 wurde von
Kaufleuten und Schiffern schließlich die Commerzdeputation gegründet,
deren Aufgabe darin bestand, die Bedürfnisse der Händler nach mehr
Sicherheit auf den Handelswegen zu verfolgen und entsprechende
Unterstützung zu organisieren. Tatsächlich dauerte es über 40 Jahre
bis nach Gründung der Admiralität, bis der Bau der ersten Schiffe
beschlossen und auch durchgeführt wurde. Hauptgrund hierfür war
Uneinigkeit in der Finanzierung der "Convoyer" sowie deren Unterhalt.
Im Laufe der Zeit, nicht zuletzt beeinflusst durch stets neue
Gefangennahmen Hamburger Händlerschiffsbesatzungen durch Korsaren
und damit verbundenen immensen wirtschaftlichen Einbußen einzelner
Händler, sahen sich die Verantwortlichen schließlich gezwungen,
einen finanziellen Konsens zu finden und den Bau zu vollziehen, um
derartige Überfälle zukünftig zu verhindern.
Da Hamburg im 17. und 18. Jahrhundert stets bemüht war, sich und
seine Einwohner aus für den Handel schädlichen kriegerischen
Konflikten herauszuhalten und eine möglichst neutrale Position
gegenüber Konfliktparteien zu beziehen, wurde ausdrücklich die
Bezeichnung "Kriegsschiff" vermieden. Stattdessen wurde offiziell
die Bezeichnung "Konvoischiff" bzw. "Stadtkonvoischiff" verwendet,
die einen eher passiven und auf Verteidigung denn auf Angriff
ausgelegten Schiffstyp bezeichnen sollte. Faktisch kann man diese
Schiffe jedoch durchaus als Kriegsschiffe bezeichnen, da sie
schwerpunktmäßig zur Waffenführung konstruiert wurden. Bezüglich der
Feuerkraft konnten sie jedoch mit den Kriegsschiffen der Seemächte
nicht mithalten.
Bei den Konvoischiffen handelte es sich somit um Kriegsschiffe mit
permanentem Geleitschutzauftrag, die von 1669 bis 1747 die
hamburgische Konvoischifffahrt beschützten und den Handel von und
nach Hamburg sicherstellten und somit Hamburgs Stellung als
Handelsmetropole nachhaltig sicherten.
Entstehung
Die Wapen von Hamburg (III) aus dem Jahr 1722 war das dritte
Konvoischiff mit diesem Namen und löste die Vorgängerin, die Wapen
von Hamburg (II) nach 32 jähriger Dienstzeit und 25 Konvoifahrten ab,
da ihr die hamburgische Kämmerei notwendige Reparaturen nicht mehr
bewilligen wollte. Das alte Schiff war zwar noch seetüchtig, jedoch
hätten die Reparaturen gleichzeitig eine Erhöhung des Tiefganges
bedeutet. Diesen wollte man nicht in Kauf nehmen, da man zeitgleich
feststellte, dass die Elbe immer flacher wurde und insbesondere der
Altonaer Sand, eine Untiefe in der Elbe, für Schiffe mit hohem
Tiefgang eine Gefahr darstellte. Folglich entschloss man sich am 31.
März 1719, das alte Schiff abzuwracken.
Die neue Wapen von Hamburg (III) wurde vom Schiffsbaumeister Jacob
Mencke und Gerd Gerdsen jr. entworfen und schließlich von Mencke in
einer Werft in Hamburg gebaut. Mencke entschloss sich, mit der
bisherigen niederländischen Bautradition der Vorgängerschiffe zu
brechen, und orientierte sich stattdessen an englischen
Konstruktionsmustern. Die hamburgische Commerzdeputation machte
Mencke zur Auflage, ein Schiff mit weniger Tiefgang zu konstruieren,
damit sie problemlos die zuvor beschriebenen Untiefen der Elbe
passieren konnte. Gegen diese Auflage sprach nun die englische
Konstruktionsweise, die einen grundsätzlich höheren Tiefgang mit
sich brachte. Mencke ignorierte diesen Umstand, konnte seine
Auftraggeber von den konstruktionellen Vorzügen der englischen
Bauweise überzeugen und setzte seine Vorstellungen vom neuen "Convoyer"
in die Tat um.
Das Schiff wurde am 18. Juli 1722 fertiggestellt und einer breiten
Öffentlichkeit präsentiert. Die Abnahme erfolgte am 5. September
1722 durch den Konvoiherrn Beckhoff und sein Konvoikollegium.
Baudetails
Die künstlerische Ausgestaltung des Heckspiegels und des Galions der
neuen Wapen von Hamburg (III) mit Schnitzwerk wurde dem Bildhauer
Johann Christopher von der Heide übertragen.
Der reich mit Gold verzierte Heckspiegel enthielt zwischen den
Fenstern einen Hauptfries, der Poseidon zum Thema hatte und an dem
zahlreiche Pilaster mit kunstvoll geschnitzten Kapitellen harmonisch
angeordnet waren. Zudem war das Große Staatswappen, das von zwei
Löwen gehaltene Hamburgwappen, am oberen Heckspiegelbereich
angebracht. Dieses Hamburgwappen wurde später jedoch durch das
Wappen der Kapitänsfamilie Tamm ersetzt.
Das gesamte Heck wurde optisch von zwei Adlerschwingen gestützt. Als
Galionsfigur schnitzte von der Heide eine bärtige Poseidon-Büste,
die noch von weiteren Beifiguren wie Delfinen und in Schneckenhörner
blasenden Tritonen umgeben war und somit antike Stilelemente und
Allegorien aufgriff.
Der Schiffskörper verjüngte sich zum Heck hin und die palastartige,
zweigeschossige barocke Heckarchitektur wirkte wie in den
Schiffskörper eingeschoben. Seitlich am Schiffsheck befanden sich
die befensterten Seitengalerien, die selbst aus der Kajüte heraus
einen Blick in Richtung Bug zuließen. In den Heckspiegel integriert
befand sich zudem die Kapitänskajüte sowie die darunterliegende
Offizierskajüte. Oberhalb der Kajüten und des Hamburgwappens waren
drei große Hecklaternen abgebracht, die das traditionelle
Erscheinungsbild des Heckbereiches abrundeten.
Die Wapen von Hamburg (III) war mit der damals üblichen dreimastigen
Rahtakelage für große Schiffe getakelt (nach heutigem Sprachgebrauch
als Vollschiff). Am Besanmast führte das Schiff noch ein
Lateinersegel. Am Bugspriet war darüber hinaus noch eine Blinde
setzbar. Auf der Spitze des Bugspriets war zudem noch eine Mars und
ein weiterer kleiner Mast, der Sprietmast angebracht, an dem
ebenfalls noch ein kleines Rahsegel, die Oberblinde (Bouvenblinde),
gesetzt werden konnte.
Der Schiffskörper war in der Kraweelbauweise einschließlich des
Schanzkleides beplankt.
Das Schiff wurde mit 52 bis 60 Kanonen bestückt, wobei man die
schwereren Kaliber (18- und 12-Pfünder) auf dem unteren und die
leichteren (8- und 3-Pfünder) auf dem oberen Batteriedeck und den
Aufbauten aufstellte. Die Kanonen stammten in der Regel aus
niederländischem oder schwedischem Import.
Um der immer mehr fortschreitenden Elbverflachung zu begegnen,
sollte das Schiff ursprünglich so konstruiert werden, dass es
lediglich zehn Fuß Tiefgang hatte. Durch die hohe Kanonenanzahl und
bedingt durch die britische Bauart hatte das Schiff jedoch einen
erheblich größeren Tiefgang, was zu Problemen führte.
Dienstzeit
Die von Kapitän Martin Tamm kommandierte Wapen von Hamburg (III) war
insgesamt nur zwei Jahre im aktiven Konvoidienst. In dieser Zeit
machte sie lediglich zwei Konvoifahrten, die das Schiff in beiden
Fällen zur Iberischen Halbinsel führten.
Die kurze Verwendungszeit hatte mehrere Gründe:
Offenbar hatte Schiffbaumeister Mencke den Tiefgang so knapp
bemessen, dass das neue Schiff während seiner Dienstzeit mehrfach
Kontakt mit dem Elbgrund hatte. Bedingt durch konstruktionelle
Gegebenheiten und die hohe Anzahl an Kanonen und dem damit
zusammenhängenden Gewicht musste das Schiff nämlich aufgrund des
erheblich höheren Tiefgangs als 10 Fuß auf eine überdurchschnittlich
hohe Flut warten, um die Elbe passieren zu können, ohne auf Grund zu
laufen. Es bestand somit also stets die Gefahr, das Schiff bei
ungünstigen Verhältnissen zu verlieren. Die Wapen von Hamburg (III)
mit weniger Kanonen auf die Reise zu schicken, wäre zwar eine
Alternative gewesen, widersprach jedoch dem ureigensten Einsatzzweck
eines Konvoischiffes.
Die extrem eingeschränkte Einsatzfähigkeit des Schiffes wegen des zu
hohen Tiefganges führte zu erheblichem Streit über die
schiffbauerischen Fähigkeiten Menckes, dem es letztlich versagt
blieb, später auch die in Auftrag gegebene Nachfolgerin Wapen von
Hamburg (IV) bauen zu dürfen.
Hinzu kam der Umstand, dass sich Großbritannien wie auch einige
andere Nationen mit den Korsaren und ihren Auftraggebern auf
Tributzahlungen und somit auf unbehelligte Fahrt ihrer
Händlerschiffe einigen konnten. Selbst wenn sich Hamburger Schiffe
einem britischen Konvoi anschlossen, waren diese nicht zwangsläufig
geschützt und wurden vereinzelt angegriffen, während vertraglich
geschützte Schiffe teilweise verschont wurden. Einen solchen Pakt
konnte Hamburg nicht vorweisen, so dass fortan viele Handelswaren
nicht mehr mit hamburgischen Konvois, sondern z.B. mit englischen
Schiffen befördert wurden, die vor Angriffen der Korsaren dank
mitgeführter Freibriefe (sog. Türkenpässe) weitestgehend sicher
waren. Da somit kaum noch Waren auf hamburgischen Schiffen befördert
wurden, gab es auch keine Konvois zu begleiten, da mit diesem
Ausfall zwangsläufig auch das Schutzbedürfnis entfiel.
Die Wapen von Hamburg (III) wurde 1724 somit im Hamburger Hafen
vertäut und wartete auf neue Konvoiaufträge.
Da diese zunächst ausblieben und das salzarme Elbwasser dem
Schiffsrumpf über kurz oder lang schaden würde, entschloss sich die
Hamburgische Admiralität das Schiff möglichst über Wert zu veräußern.
Spanien zeigte Interesse, so dass das Schiff schließlich überführt
werden sollte. Vor der niederländischen Küste wurde es jedoch in
einem schweren Sturm stark beschädigt und musste für
Instandsetzungsarbeiten erneut den Hamburger Hafen anlaufen.
Hier sollte es dann schließlich für 100.000 Mark Courant verkauft
werden – für diesen Preis fand sich jedoch kein Käufer.
Zudem stritt sich die Admiralität mit dem Rat der Stadt um ein neues
Konvoischiff, so dass der Verkauf erst erfolgen sollte, wenn ein
Ersatz zur Verfügung stand.
Die Wapen von Hamburg (III) fungierte somit als schwimmende Batterie
vor dem Johannisbollwerk.
Erst 15 Jahre nach ihrer Indienststellung einigten sich die
streitenden Parteien auf die Anschaffung eines neues Konvoischiffes,
so dass die Wapen von Hamburg (III) schließlich 1737 an ein
Hamburgisches Konsortium verkauft werden konnte – weit unterhalb des
angestrebten Preises und erst nach mehreren kostspieligen
Reparaturen.
Das Schiff wurde nach dem Verkauf zum bewaffneten Handelsschiff
umgebaut und war in dieser Funktion nachweislich noch bis 1757 tätig.
Insgesamt gab es vier Konvoischiffe mit dem Namen Wapen von Hamburg,
die von 1669 bis 1747 für die Stadt Hamburg tätig waren, bis die
Konvoibegleitung durch Konvoischiffe eingestellt wurde.
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